Die Uhren im Pazifik ticken anders, es geht entspannt zu und her. So auch in der Fliegerei, zumindest bei den Inlandflügen in Tonga und Fidschi. Pingelige Sicherheitskontrollen und elektronisierte Prozesse sind Fremdwörter.

Von Olivia

Pass vorweisen beim Check-in, langwierige und pingelige Sicherheitskontrollen und nicht enden wollende Wege zu den Abfluggates? Alles nicht der Fall bei unseren Inlandflügen mit Air Pacific in Fidschi und Chathams Pacific in Tonga. Der Flughafen selbst gleicht eher einem Unterstand, wo Check-in, Abflug und Ankunft im selben Raum abgewickelt werden. Nur der winzige Kontrollturm und die daneben liegende Start- und Landebahn lassen einen Flughafen erahnen. Falls auch internationale Flüge angeboten werden, werden die nationalen und internationalen Abflugbereiche manchmal nur durch dünne Stellwände voneinander getrennt.

Beim Check-in wird gemeinhin angenommen, dass die ausgedruckte Buchung auf die Person lautet, die das Blatt Papier am Schalter vorlegt. Bei den Flügen innerhalb von Tonga werden unsere Flugtickets von Hand ausgestellt, ohne Angabe eines Gates – es gibt ja nur ein einziges – geschweige denn einer Sitzplatznummer. Diese wird einem beim Einsteigen vom Piloten mitgeteilt, der anhand einer Passagierliste die ideale Sitzplatzverteilung nach Gewicht vornimmt. Zum Check-in gehört nämlich auch der Gang auf die zumeist analoge Waage. Das eingecheckte Gepäckstück wird ebenfalls genau gewogen und mit dessen Gewicht angeschrieben, denn es kommt auf jedes Kilo an, das die Kleinflieger füllt. Ein Gepäckband braucht es nicht, denn nach dem Check-in schmeisst ein Angesteller des Bodenpersonals das Gepäck direkt auf den Wagen hinter dem Schalter.

Die Kleinstflugzeuge fassen etwa sieben bis zehn Passagiere, je nach Typ (u.a. Beech Queen Air, Britten Norman Islander). Letztere Maschine mit zwei Sitzen pro Reihe verfügt nicht einmal über einen Gang in der Mitte, und in der Fensterfront sind einige halboffene Löcher für die Luftzufuhr angebracht. Die maximale Flughöhe liegt nämlich immer noch in einem Bereich mit genug Sauerstoff in der Luft. Weil es keine Klimaanlage gibt, fächelt man sich bis zum Abflug mit der Safety Card Luft zu – aber erst, nachdem man sie auf Anraten des Piloten genau studiert hat.

DC3, die Grand Old Lady der Lüfte

Doch nicht alle Maschinen bei unseren pazifischen Inlandflügen sind so winzig. Die Ausnahme macht in Tonga die DC3 der Airline Chathams Pacific, mit Baujahr 1945 das älteste im Liniendienst stehende Flugzeug der Welt (danke für die Info, Adi!). 2010 wurde es wunderschön restauriert und fliegt nun munter wie in alten Zeiten durch die Lüfte des Pazifiks. Etwa 40 Passagiere haben darin Platz, und die Platzzuweisung nach Gewicht entfällt. Wir haben das Glück, Passagiere dieser DC3 zu sein auf dem Flug von der Inselgruppe Ha'apai auf die Hauptinsel Tongatapu. Als wir am Buschflughafen von Ha'apai auf unser Flugzeug warten, staunen wir nicht schlecht, als plötzlich die Grand Old Lady von Chathams Pacific auf dem Rollfeld vor uns aufsetzt. Bis dann habe ich geglaubt, sie werde nur für spezielle Anlässe eingesetzt, zumal wir auf dem Hinflug nach Ha'apai mit einer winzigen Beech Queen Air geflogen sind. Vorfreudig begeben wir uns ins Flugzeug und gehen darin aufwärts zu unseren Sitzen in der dritten Reihe.

Fliegen mit eingeschaltetem Handy

Nun, wie in früheren Zeiten kommt einem auch der Flugplan am Buschflughafen vor. Die Flüge des aktuellen Tages werden von Hand angeschrieben, dazu die Flugzeugtypen der jeweiligen Rotationen. Die Tafel erinnert irgendwie an die Menukarte eines Restaurants.

Bei den Inlandflügen in Tonga ist die Sicherheitskontrolle ein Fremdwort, man kann auch problemlos Flüssigkeiten mit sich führen, die mehr als 100 ml pro Gefäss umfassen. Während des knapp zehnminütigen Flugs von der Insel Eua nach Tongatapu dürfen wir sogar das Handy eingeschaltet lassen. Wer bei einer der beiden Passagiertüren sitzt, darf diese sogar selber öffnen, sobald der Pilot das Ok gibt. «Einfach die rote Türfalle runterdrücken und die Türe aufstossen», erklärt der neuseeländische Pilot vor dem Abflug. Dass dies so einfach ist, gibt einem kurz das mulmige Gefühl, dass irgendein Passagier in Versuchung kommen könnte, es während des Flugs zu tun.

Den Anflug auf einen der Inselflughäfen kann man direkt durch die Frontscheibe des Piloten mitverfolgen. In Ha'apai durchschneidet die Piste glatt die schmale Hauptinsel, und die Piste wiederum wird von der Hauptstrasse durchschnitten, die man für Starts und Landungen sperrt. In Eua ist die Piste einfach ein Streifen gemähtes Gras. Nach der Landung des Kleinstflugzeugs wird die simple Tür dann doch meistens vom Bodenpersonal geöffnet, und schon können die Passagiere raushüpfen.

Keine fünf Minuten später liegt das Gepäck auf einem Tisch des Flughafen-Unterstands, und nach einem kurzen «Goodbye, thank you!» an den Piloten brausen wir mit dem Chef unserer nächsten Unterkunft von dannen. Solche Inlandflüge kommen einem schon fast vor wie Busfahrten, so schnell und unkompliziert.

Gewohnt an diese lockeren Prozesse erstaunt es nicht, dass ich beim internationalen Flug von Tonga nach Fidschi doch prompt die zwei Wasserflaschen in meinem Handgepäck vergesse. Dies macht den Sicherheitsbeamten grimmig – und auch dies bin ich mich nach all den lachenden Flughafenangestellten nicht mehr gewohnt.

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